Face Music - Catalog - Ensemble Pesnokhorki

Ensemble Pesnokhorki - Vol. IV - Traditional Russian & Cossacks songs of Siberia




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P & C December 1998
- Face Music / Albi

- last update 03-2016


- FM 50037 - P & C 2007
more information songs in German

- Lieder aus dem Altai

- 1. Po ruch'yu - Drei Enteriche schwimmen dem Bach entlang.
Lyrisches Lied, aufgenommen 1984 von Olga Abramova im Dorf Kamishenka, Petropavlovski Rayon
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Gùsli (Holzzither), Svirel (Pfeife), Elena Sazontova: Alt, Kugikly (Holzpfeife), Dmitri Olkhovski: Bass, Kugikly (Holzpfeife), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage), Kugikly (Holzpfeife)


- 2. Podkashona travka - Gemähtes Gras
Lyrisches Lied, aufgenommen 1984 von Olga Abramova im Dorf Kamishenka, Petropavlovski Rayon
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Ein junger Mann hat sich in eine junge Frau verliebt und damit seine Freiheit verloren.


- 3. Vecher devki - Junge Frauen abends
Tanzlied, aufgenommen 1980 von Olga Abramova im Dorf Vorobyovo, Shipunovski Rayon
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Harmonika, Svirel (Pfeife), Elena Sazontova: Alt, Dmitri Olkhovski: Löffel, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Am Abend trafen sich junge Frauen. Da kam ein unerwarteter Gast. Die Frauen haben ihn mit einer Rute bewirtet und verjagt,


- 4. Ne polati gryanuli - Es donnert nicht
Hochzeitslied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan).
- Elena Sazontova: Alt, Irina Borodina: Sopran

Das Hochzeitslied wurde gespielt, wenn der Bräutigam und sein Landsmann nach der Braut hereinkamen. Der Begriff "auf den Händen" bedeutet, dass die Braut in die Hände des Bräutigams und seines Landsmannes übergeben wird. Die Bezeichnung "in einem Boden" bedeutet, dass die Braut und der Bräutigam um ihr Einverständnis gefragt werden, bevor die Hochzeit in der Kirche fortgesetzt wird.

Der Bräutigam ist gekommen, um die Braut aus dem Elternhaus zu holen.


- 5. Vyplyvala da seraya utka - Eine graue Ente schwamm ...
Hochzeitslied, aufgenommen1998 von Igor und Lena Sazontov im Dorfe Bezgolosovo, Aleyski Rayon
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Eine graue Ente schwamm aus dichtem Schilf heraus. Ihr Schütteln und ihre Tracht sind erfreulich.


- 6. Oy, da gryanul grom - Es hat gedonnert
Hochzeitslied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan), raufgenommen 1985 von Olga Abramova im Dorf Vidrikha, Shemonaikhinski Rayon.
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Dmitri Olkhovski: Bass, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Es hat gedonnert und geregnet. Der junge Mann, der Schwiegersohn, will bekommen, was ihm gehört. Er will nicht das Pferd, das der Schwiegervater ihm geben will. Er will nicht die Kuh, die die Schwiegermutter bringt. Er will die Braut, die die Schwester führt.


- 7. Oy, ne po moryu-moryu - Nicht auf dem Meer...
Hochzeitslied, aufgenommen 1998 von Igor and Lena Sazontov im Dorf Bezgolosovo, Aleyski Rayon
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Gùsli (Holzzither), Svirel (Pfeife), Elena Sazontova: Alt, Violine, Dmitri Olkhovski: Bass, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage), Kugikly (Holzpfeife)

Nicht auf dem Meer schwammen vier Enten, sondern in der Ferne. Und die fünfte Ente war voraus und guckte ins Bojarenhaus. Dort tanzten die Gäste, und die junge Manja weinte.


- 8. Dorozhis', bratets - Verkaufe nicht zu billig, Brüderchen
Hochzeitslied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan), aufgenommen 1985 von Olga Abramova im Dorf Vidrikha, Shemonaikhinski Rayon
- Elena Sazontova: Alt, Irina Borodina: Sopran

Verkaufe deine Schwester nicht zu billig; verlange für den blonden Zopf einen Tausender, für das weisse Gesicht die ganze Welt. Doch der Bruder hat die Schwester für Geschenke verkauft; den blonden Zopf für die Torte, das weisse Gesicht hat er umsonst gegeben.


- 9. Poydyom dybom - Beginnen wir mit Haarsträubendem
Lyrisches Lied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan)
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Gehen wir zum Haus. Aus dem Haus kommt zuerst die junge Frau, dann der junge Mann und anschliessend kommen die Schwiegereltern.


- 10. Anton - moya dushechka - Anton, mein Seelchen
Scherzlied, aufgenommen 1998 von Igor and Lena Sazontov im Dorf Bezgolosovo, Aleyski Rayon
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Harmonika, Balalaika, Elena Sazontova: Alt, Dmitri Olkhovski: Bass, Löffel, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Eine Frau nennt ihren Mann "mein Seelchen, mein Schwatzbrüderchen". Sie kommt vom Markt, wo sie das Pferd verkauft und dafür die Gans gekauft hat und ohne Geld und Schuhe geblieben ist.

Eine andere Ehefrau hatte ihren Mann nicht besonders lieb, aber jede Nacht war sie mit ihm nett. Sie hat einen Knoblauchkuchen für ihn gebacken und seine Haare mit einem Schuh gekämmt.


- 11. Kak pod nashi vorota - Unter unserem Tor.....
Reigen , aufgenommen 1984 von Olga Abramova im Dorf Sibiryatchikha, Soloneshenski Rayon.
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Dmitri Olkhovski : Bass, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Unter dem Tor floss das Wasser und wuchs das Gras. Da gehen die Ehegatten hin und her und führen Gespräche; wie sie weiter leben sollen, und würden sie viel Geld verdienen, könnten sie der Frau einen Pelzmantel kaufen und auf dem Pelz selbst schlafen, damit es nich so hart wäre. Doch die Frau überlegt, wie sie den Mann unter den Berg locken kann und ihm das Fell abziehen zu können. Die Frau ist noch jung und tanzt doch so gerne.

- 12. Tolokno - Gestossenes Hafermehl
Scherzlied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachhstan), aufgenommen 1985 von Olga Abramova im Dorf Livino, Glubokovski Rayon
- Igor Sazontov: Balalaika, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Dmitri Olkhovski: Löffel, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Eine Frau hat ihren Mann mit gestossenem Hafermehl zum Markt geschickt. Für sich hat sie aber Wein gekauft, Gäste eingeladen und getrunken. Als der Mann zurück kam, hat er sie geschlagen. Er sah seine Kinder, die Hunger hatten und froren und begann zu weinen.


- 13. Da vo pole berezon'ka stoyala - Eine Birke stand auf dem Feld
Reigen aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan), aufgenommen 1985 von Olga Abramova im Dorf Parigino, Ziryanovski Rayon.
- Igor Sazontov: Tenor, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin). Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Eine Frau will aufs Feld gehen, wo eine Birke wächst. Sie will Birkenzweige abbrechen und daraus drei Flöten machen. Sie bittet die Flöten nicht zu pfeifen, um die Eltern nicht zu wecken. Der Vater schläft vom Katzenjammer, die Muter schläft nach übermässigem Trinken und ihr Mann schläft nach einem Fest. Sie bittet den Mann aufzuzstehen und das Gesicht zu wsschen.


- 14. Oy, da nashcheplyu ya khmelyu - Ich pflücke Hopfen...
Hochzeitslied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan).
- Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Ich pflücke Hopfen, koche Bier und lade einen lieben Gast ein. Er wird Bier trinken, sich aber nicht bedanken. Er wird sich auch nicht ins Bett legen und mich küssen.


- 15. Vsadnichki, bystro v pokhod cobiraytes' - Reiter, bereitet euch schnell auf den Feldzug vor
Kosakenlied aus dem Rudni Altai (Östliches Kasachstan), aus dem Dorf Bolshenarim.
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Svirel (Pfeife), Elena Sazontova: Alt, Dmitri Olkhovski: Tamburin

Reiter, bereitet euch schnell auf den Feldzug vor. Steigt auf die Pferde. Die Pferde sind unruhig, der Führer reitet voraus. Wir reiten in ein weites, fernes Land, wir reiten, um unsere Grenze zu bewachen. Junge Frauen schauen durchs Fenster, winken uns zu. Auf Wiedersehen, Mädchen, auf Wiedersehen, junge Frauen!


- 16. Oy podymalisaya tumani - Der Nebel stieg
Lyrisches Kosakenlied, aufgenommen 1980 von Olga Abramova im Dorf Pervokamenka, Tretyakovski Rayon.
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Elena Sazontova: Alt, Dmitri Olkhovski: Bass, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Der Nebel steigt, die Soldaten gehen los. Sie schauen sich nach ihren Häusern um, wo ihre jungen Frauen zurückblieben.


- 17. Oy, da vstanem, brattsy - Stehen wir auf Brüder
Kosakenlied, aufgenommen 1998 von Igor and Lena Sazontov im Dorf Bezgolosovo, Aleyski Rayon.
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Elena Sazontova: Alt

Stehen wir auf, Brüder und singen wir ein Lied über unser bitteres Soldatenleben. Im Stab sitzen die Befehlshaber, sie schreiben Befehle.


- 18. Bezhit rechka - Es fliesst der Fluss
Lyrisches Lied aus dem Ural.
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Ein kleiner Fluss fliesst, das Pferd bittet den Kosaken, ihm Freiheit zu geben. Der Kosak würde es gerne machen, aber fürchtet, dass er seine Geliebte verpasst.


- 19. Da ya vzoidu na goru - Ich steige auf den Berg
Reigen, aufgenommen 1984 von Olga Abramova im Dorf Sibiryatchikha, Soloneshenski Rayon.
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Ich steige auf den Berg und drücke den Pfeil los. Fliege, mein Pfeil der Strasse entlang und töte den jungen Mann. Es gibt keinen, der weinen wird. Die Mutter weint, wie ein Fluss. Die Schwester weint, wie ein Bach. Die Frau weint, wie Tau eben fällt. Geht die Sonne auf, so taut alles auf.


- 20. Rozhdestvo tvoyo, Khriste Bozhe nash - Deine Weihnacht, Jesus Christus, unser Gott
Geistliches Lied, aufgenommen 1999 von Olga Abramova im Dorf Kamishenka, Petropavlovski Rayon.
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt

Das Gebet wurde zu Weihnachten gesungen. Die Bewohner gingen mit einem Stern durchs Dorf und priesen Jesus Christus.

Gott, wir lobpreisen Dich. Dein Licht am Himmel offenbart uns die Wahrheit. Wir verneigen uns vor Dir und sehen Dich am östlichen Himmelszelt. Herr Gott, Ruhm sei Dir! Die Jungfrau gebärt einen Sohn. Die drei Könige folgen dem Weg, den der Stern ihnen weist. Uns ist ein Gott geboren.


- 21. Khristos Voskres - Jesus Christus ist auferstanden
Geistliches Lied, aufgenommen 1999 von Olga Abramova im Dorf Kamishenka, Petropavlovski Rayon
- Igor Sazontov; Bariton, Elena Sazontova: Alt, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Dieses Gebet wurde zu Ostern im Hause gesungen.

Jesus Christus ist auferstanden und hat mit seinem Tod den Tod überwunden.


- 22. Dva putnitka-rasputnichka po dorozhke shli - Zwei Wanderer gingen dem Weg entlang
Lyrisches Lied, aufgenommen 1998 von Igor and Lena Sazontov im Dorf Bezgolosovo, Aleyski Rayon
- Igor Sazontov: Bariton, Elena Sazontova: Alt

Zwei Wanderer (Wüstlinge) waren unterwegs und kamen eine junge Frau zu besuchen. Alte Frau, lass uns eine Nacht hier verbringen und sag, wo deine Tocher ist. Ihre Tochter liegt im Sarg und bei ihr brennt ein Lämpchen.


- 23. My ranyoshen'ko vstavali - Wir sind sehr früh aufgestanden
Frühlingslied arrangiert vom Ensemble "Pesnokhorki".
- Igor Sazontov: Bariton, Wladiminski Rozhok (Wladimir Horn), Elena Sazontova; Alt, Svirel (Pfeife), Dmitri Olkhovski: Bass, Svirel (Pfeife), Irina Borodina; Soprane (hohe Stimmlage), Svirel (Pfeife)

Wir sind sehr früh aufgestanden, haben unsere Gesichter gewaschen und mit dem Tuch abgetrocknet. Wir sind auf das Feld gegangen, haben Kreuze aufgestellt und Jegorij gebeten, unser Vieh auf dem Feld und im Wald vor Bären und Wölfen zu schützen. Tante Anaisja, wach schnell auf, zieh dich an, gib das erste Ei Jegorij und das Zweite haben wir für unsere Bemühungen verdient.


- 24. Ty, roshchitsa - In einem grünen Hain
Lyrisches Kosakenlied, aufgenommen 1980 von Olga Abramova im Dorf Pervokamenka, Tretyakovski Rayon,
Olga Abramova: Alt, Elena Sazontova: Alt (Vorsängerin), Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

In einem grünen Hain ist eine junge Frau spazieren gegangen und hat einen Ring verloren. Drei Tage hat sie nach dem Ring gesucht und dann den Hain in Brand gesteckt.


- 25. Stradania po-kamenski
Scherzlied (Couplet)
- Igor Sazontov: Solo, Harmonika, Elena Sazontova: Solo, Dmitri Olkhovski: Löffel, Irina Borodina: Solo

Die Autoren improvisieren frei nach Laune und Stimmung zu diversen Themen und Lebenslagen. Werden im Russischen auch "Tschastuschki", also "Kleine Happen", genannt.

- Couplets: historische Lieder, Psalmen, Spielen in Musikkapellen und das Spielen der Kobza (Zupflaute), oder lyrische Lieder mit einer Strophenstruktur, kolyadky (Hymnen oder Loblieder), Märsche und andere rituelle Volksweisen in der Form des Singtanzes.


- 26. Vniz po matushke po Volga - Mütterchen Wolga runter
Lyrisches Kosakenlied, aufgenommen 1998 von Igor and Lena Sazontov im Dorf Bezgolosovo, Aleyski Rayon
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Elena Sazontova: Alt, Dmitri Olkhovski: Bass, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage)

Es stürmt auf der Wolga, man sieht nichts, man hört nichts. Nur ein schwarzes Boot ist zu sehen.


- 27. Oy, ty Khon'ka-Makhon'ka moya - Oj du, meine Honjka-Mahonjka
Scherzlied, aufgenommen 1995 von Olga Abramova im Dorf Pervorossiyskoe, Ziryanovski Rayon.
- Igor Sazontov: Tenor (Vorsänger), Harmonika, Svirel (Pfeife), Elena Sazontova: Alt, Violine, Dmitri Olkhovski: Bass, Irina Borodina: Sopran (hohe Stimmlage), Kugikly (Holzpfeife)

Oj du, meine Honjka-Mahonjka. Liebe mich ein wenig! Geht da meine Honjka, meine Geliebte? Meine ehrliche Mutter hat kein geklautes Brot und kein gebratenes Ferkel gegessen. Wo hat man so was gesehen, wo hat man so was gehört, dass ein Kalb von einem Huhn geboren wurde, dass ein Ferkel ein Ei gelegt hat und auf ein Regal gelegt hat? Da hat ein altes Weib gegackert und ist auf einem Tanzabend erschienen. Und ihre Krücke hat zusammen mit dem Spaten getanzt.


- Die russische Kolonisierung Sibiriens

1476 stellte der russische Zar Iwan III,, "der Grosse" (1462-1505). die Tributzahlungen an das Khanat der Goldenen Horde ein. Einige Jahre später trat er den Wolga aufwärts heranziehenden Mongolen bewaffnet entgegen. Die Mongolen zogen sich zurück, ohne dass es zu einer Schlacht kam. Damit war die Bindung an das Khanat der Goldenen Horde, deren Machtzentrum sich in Sarai am Unterlauf der Wolga befand, endgültig gelöst. Die unter Khan Batu erreichte Vormachtstellung der Tartaren, die seit 1239 bis Moskau reichte, fand ihr Ende. An die Stelle zahlreicher, vom Mongolenkhan mehr oder weniger stark abhängiger Grossfürstentümer war das Russische Reich getreten.

Die Kolonisierung des sibirischen Raumes begann im Auftrag von Zar Iwan IV., "der Schreckliche" (1533-1584). 1558 ermächtigte er die Kaufmannsfamilie Stroganow, im westsibirischen Raum Siedlungen anzulegen, Wald zu roden und Salz zu gewinnen. Mit Hilfe von an den Ural geflohenen Don-Kosaken unter Führung von Hetman (Feldherr) Jermak Timofejew stiessen diese mit Kaufleuten zusammen 1583-1585 in die Flusssysteme hinter dem Ural vor und unterwarfen das Khanat Sibir.

Zuerst baute man Wehrsiedlungen (Sitsch) und Stützpunkte (Staniza), Forts für Soldaten und deren Familien, die von einem Hauptmann (Ataman) befehligt wurden. Später folgten Pelzjäger, Bauern, Missionare, Verbannte, Händler und Handwerker. Der Handel mit Pelz und die Gewinnung von Edelmetall lockten Menschen in diesen Raum, der über die Wasserwege bequem zu erreichen war. Als man in Tomsk Gold fand, begann ein rascher Aufschwung. Er ging Hand in Hand mit der Unterdrückung und teilweisen Vernichtung der sibirischen Völker, die man damals allesamt als Tartaren bezeichnete.


- Geschichte des Altaiski Kray (Barnaul)

Die Alteiregion in Südsibirien wurde erst hundert Jahre später kolonisiert. Die Russifizierung begann am rechten Ufer des Flusses Ob mit der Gründung der Siedlung und dem Bau des Gefängnisses von Kusnezk im Jahre 1618. Sie hatte den heftigen Widerstand von seiten der bereits dort siedelnden Völker (1) zu brechen. Die Unterworfenen mussten Tribut (Jassak) bezahlen. Durch die Vergabe von Krediten und die Einführung von Alkohol förderten die Händler die Verarmung der Urbevölkerung. Christianisierung und Bekämpfung des traditionellen Schamanismus trugen dazu bei. Für Festungs- und Gefängnisbauten rekrutierte man Arbeitskräfte aus den sesshaft gewordenen Stämmen der Eingeborenen; es wurden auch Übersiedler herangezogen. In der Altairegion und im sog. Erz-Altai reichlich vorhandenen Bodenschätze, vorab Eisen, Steinkohle und Salz, waren für Russland wirtschaftlich von Bedeutung. Es entstanden Hüttenwerke mit kleineren Schmelzöfen. Eine bereits vorhandene Metallurgieverarbeitung von bisher Ansässigen wurde industrialisiert und perfektioniert.
  • (1) Das waren vor allem Torguten und Kalmücken, deren ursprüngliche Heimat die nördliche Dsungarei war. Völker, die sich zur buddhistischen Religion in lamaistischer Form bekannten (im Gegensatz zu den islamischen Stämmen, wie die Kasachen oder Kirgisen) und ursprünglich nordwestlich von Astrachan siedelten.

    Ein Teil wanderte im 17. Jh. in die Steppen zwischen Wolga, Ural und westsibirischem Tiefland und lebte als Nomaden von Viehzucht. Man nannte sie Kalmücken, abgeleitet von dem türkischen Wort kalmak (bleiben), weil sie erst Jahre später, um 1771, in ihre ursprüngliche Heimat, in die Dsungarei, zurückwanderten. Widerstand leisteten auch kleinere Turkstämme wie Tungusen, Abakan-Tartaren (heute Chakassen genannt) u.a., die das bewaldete Vorgebirge, das sich südlich an das sibirische Flachland anschliesst, und die diesem Gebirge vorgelagerten Ebene am Fluss Jenisej bewohnten und vorwiegend Ackerbau trieben.

Wurden die neu eroberten Gebiete zuerst mehrheitlich von Soldaten, Don- oder Saporoscher-Kosaken, bewohnt, so folgten später Arbeiter, Abenteurer, Spezialisten und auch Altgläubige (2) und siedelten sich hier an. Neue Siedlungen entstanden in der ganzen Altairegion. Aus den damaligen Dörfern entstanden im Lauf der Zeit Städte und Wirtschaftszentren.

Das wichtigste ist Barnaul, gegründet 1771. Es zählt heute 596'000 Einwohner. Weitere Städte sind Biysk, Rubzowsk, Nowoaltaisk und Sarinsk. In der Altairegion herrschen extreme Klimaunterschiede: lange, kalte Winter und kurze, heisse Sommer. Im Januar sinkt die Temperatur bis minus 40 Grad, während sie im Juli bis auf plus 35 steigt. Die Kulundinskaja Steppe macht 60 Prozent der Fläche aus und besteht vorwiegend aus Birken-, Lerchen- und Fichtenwäldern, vereinzelt auch Kiefern (Föhren), in denen Rotwild und Nagetiere leben. Daran anschliessend auf der linken Seite des Flusses Ob erhebt sich das Priobskoje Plateau (etwa 250-300 Meter über dem Meeresspiegel). Es ist reich an Lerchen, Weisstannen und Zedern. Im Süd-Osten, wo die Region an das heutige östliche Kasachstan grenzt, erheben sich die Berge bis zu 2421 Meter. Daneben liegt das Altai-Gebirge, wo die Flüsse Katun und Biya entspringen. Hier liegt der längste See der Region, der sog. Altyn-Köl (Goldener See), von Russen Telezkoja-See genannt. Hier leben Elche, Füchse, Wölfe, Bären, auch Marals (Hirsche) und die grössten Steinböcke der Welt.

  • (2) Alltgläubige: Unter den sogenannten sanften Zaren Alexei I. (1645-1676) hatte der Patriarch Nikon (1605-1681) versucht, die Lithurgie von eingedrungenen Wiedersprüchen zu reinigen und auf die Riten der byzantinischen Kirche zurückzugreifen, was auf den heftigen Widerstand vieler Altgläubiger gestossen war.


Die Kosaken

Das Kosakentum stellt eine der ursprünglichsten und wichtigsten Erscheinungen der russischen Geschichte dar. Im 16. Jahrhundert entwickelten sich im Süden und Südosten, in der Region um Moskau, in Weissrussland und in der Urkaine Kosakengemeinschaften. Sie erreichten mit der Kolonisierung der eroberten Gebiete und mit der Verteidigung derselben sehr viel für die russische Gesellschaft. Sie übten auch einen großen Einfluss auf die innerstaatliche Ordnung sowie die geschichtliche Bewertung des Landes aus.

Mehr Informationen zu den Kosaken findet man in den von Face Music veröffentlichten ersten zwei Alben von Ensemble Pesnokhorki - Vol. I, FM 50017 und Vol. II, FM 50019, sowie im Album des ukrainischen Ensemble Khreshchaty Yar - Vol. I, FM 50031.


- map sketch Region Barnaul - Siberia


-
Die traditionelle Vokalmusik Russlands

Die traditionelle Musik ist vorrangig heterophon: dabei wird dieselbe Melodie unter verschiedenen Stimmen verteilt, wobei es eine führende Stimme - meistens in mittlerer Stimmlage - gibt. Die Führungsstimme (sapevála) bestimmt den Melodieverlauf, und die anderen Stimmen fallen erst später ein. Dieser heterophone Gruppengesang wird oftmals durch eine unabhängige Stimme in einer sehr hohen Tonlage (podgolóssok) verziert.

Das Prinzip der Heterophonie lässt der Führungsstimme viel Spielraum für Improvisation, kontinuierliche Variationen sowie Verzierungen. Sie wirkt sich auch auf den Text aus, als einzelne Wörter oder Phrasen mittels Vokalisierung oder durch zusätzliche Laute verlängert werden. Diese Art des Chorgesangs findet man häufig in ganz Russland, im Sibirischen Raum der Umsiedler und auch in der Zentralukraine, in Steppen und im östlichen Teil der Ukraine, wo auch lyrische Balladen sehr beliebt sind.

Es gibt ein umfassendes Repertoire an vielen berühmten Kosakenliedern und traditionellen Tänzen. Diese Musik wurzelt in der jahrhundertealten mündlichen Überlieferung von Bylina (Epen, heldenhafte Erzählpoesie) und Dumas, d.h. langen lyrischen Balladen, in welchen die Taten der Kosaken glorifiziert werden.

Gelegenheit zum Singen gaben Feste in der Dorfgemeinschaft und in Familien. Neben Tanzliedern findet man auch sogenannte Chorowódy (Reigen), die bestimmten Feiertagen im Kalender zugehören. Brautwerbung, Abschied der Braut von den Eltern und weitere Hochzeitlieder finden in einem ganzen Zyklus mit solchen Reigen ihren musikalischen Ausdruck.

Entsprechend der unterschiedlichen Herkunft der Siedler ist die traditionelle Musik der russischen Bevölkerung (Staatsangehörige Russlands) im südlichen Altai im sibirischen Raum sehr unterschiedlich. Man findet eine Vielfalt an Dialekten und Formen, die einer Vermischung und Entwicklung unterlagen, u.a. die Kosaken, die ihrerseits verschiedenen Ursprungs sind (Südrussische vom Don, bzw. vom Donez in der Ukraine, die sog. Saporoscher Kosaken).

Im Altai finden wir Altgläubige, welche die Reformen des orthodoxen Ritus durch den Patriarchen Nikon ablehnten und seit 1667 von der russisch-orthodoxen Kirche als Ketzer verfolgt wurden. Da es sich bei diesen hauptsächlich um im 17. Jahrhundert von Katharina II. zwangsdeportierte Weissrussen und Ukrainer, ehemalige Untertanen des polnisch-litauischen Königreichs, handelte, werden sie bis heute als Polen bezeichnet. Auch Katholiken aus diesem Raum haben hier Zuflucht gesucht.

Die traditionelle Volksmusik macht einen wichtigen Bestandteil des Lebens und der Seele dieses Volkes aus. Die Lieder erzählen die Geschichte dieses Volkes, sie beschreiben die Landschaft, die Eigenschaften dieses Volkes sowie die Vorzüge dieser Gemeinschaft. Sie erzählen auch über die ethischen Vorstellungen und Regeln des Gemeinschaftslebens. Diese Lieder stellen einen wahren Schatz dar, der bis zum heutigen Tage konserviert wurde. Die Lieder können in verschiedene Genre wie auch in rituelle und nicht-rituelle Lieder unterschieden werden


Mehr Informationen zu -
Traditional Music and Instruments of the Russian and Siberian people

Vielen Dank der guten Seele von Lyudmilla Morger, Zimi und dem Folk-Zentrum Pesnkhorki.
Text revidiert von Hermelinde Steiner.

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