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P & C December 1998
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Text in German
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- Altai bedeutet "Goldene Berge" - |
Die Republik Altai befindet sich in Zentralasien und grenzt an Kasachstan, China und die Mongolei. Ihre Fläche ist vergleichbar mit Portugal. Die Region ist von Bergen dominiert. Der höchste Gipfel heisst Belucha "Ak-Sümer - drei Spitzen" und ist 4'506 m hoch. Ewiger Schnee und Gletscher bedecken, ähnlich den europäischen Alpenregionen, die Bergspitzen. Heute leben etwa 200'000 Menschen verschiedener Nationalitäten in der Republik: Altaier, Russen und Deutsche.
Die Turkvölker im Altai waren Jäger und Wanderhirten, die sich Schafe, Pferde und zum Teil auch Kamele hielten. Sie hinterliessen ihren Nachfolgern eine äusserst interessante Kultur, deren Grundzüge von ihren Anfängen bis in unsere Zeit hineinreichen. Eine der bedeutendsten Formen dieser Altaikunst ist neben dem Malen und Dichten das Erzählen von Heldengeschichten (Epen) mit Kehlkopfstimme, begleitet von der Topschur (einem lauteähnlichen Saiteninstrument). Die Texte werden oft in Nieder-Ton-Kehlkopfstimme (Strohbassregister) vorgetragen.
Bei diesen Steppenvölkern genoss das Erzählen von Epen grosse Popularität. Einer dieser legendären Erzähler, Delej, kannte deren 77. Die längste Erzählung dauert 7 Tage und Nächte. Der Altai hat darin verschiedene Meister hervorgebracht, u.a. N. Ulagaschew und P. Kutschijak. Heute wird diese Tradition des Vortragens und Erzählens u.a. von Alexej Kalkin, S. Aetenov, Schunu Jalatow, Towar Tschetsijakow und Tanischpaj Schinschin gepflegt.
Sie bewahren einen überlieferten Reichtum an Geschichten des Volkes und besingen seine geheimen Träume und Erwartungen. In ihnen findet man die ästhetischen Ideale dieses Volkes in ihrem wahrsten Ausdruck: Seine Lieder handeln von der Alltagswelt, der Geisterwelt und von Mythen. Die Mehrheit der Lieder sind pentatonisch, und eine wichtige Rolle in der Melodienentwicklung spielt die Melismatik. Es gibt Glückwunschlieder, Jahreszeitenlieder, Wiegenlieder, Lieder über verschiedene Tiere (auch Insekten), Reiselieder, moderne philosophische Lieder, Balladen und Improvisationen. Viele sind eine Art mündlich vorgetragene Lebensweisheiten, gleichsam Lehrbücher für das Versetzen der Menschen in einen besonderen Bewusstseinszustand.
Mit "Üch Sümer" kommt ein erstes Album mit zwei Volkssängern aus dem Altai heraus. Bolot Bajrischew und Nohon Schumarow besingen die Schönheit ihrer Heimat, den Altai, ihre "Goldenen Seen", den Fluss Katun, den höchsten Gipfel im Altaigebirge Ak-Sümer, die alten Pasyryk (Hügelgräber), wo die Verteidiger des Altais begraben sind, sie besingen ihr nicht zahlreiches Volk, den Menschen und die Natur, den Menschen und den Kosmos, die ein einheitliches Ganzes sind. Sie öffnen die verborgensten Tiefen ihrer Seele und vereinigen Poesie und Musik.
Eine der ältesten Legenden dieser Bewohner vom Altai berichtet über die Entstehung dieses Turkvolkes Rükü, die auch in einer chinesischen Chronik aufgezeichnet ist. Im 5. Jahrhundert lebten die Rükü im Südaltai und förderten Eisen. Es waren 70 Brüder. Der älteste wurde von einer Wölfin geboren, konnte Wind und Segen geben, und auch Sommer und Winter waren in seiner Macht.
Geschichte
Menschen bewohnten die Altai-Region bereits in der Vorzeit. Eine Siedlung am Ufer des "Uleluschka"-Flusses stammt sogar aus der Zeit, die zeitlich vor der ersten Eiszeit liegt.
Zur Zeit des Alten Orients (Aegypten, Mesopotamien) und der ersten Völkerwanderung zogen die Arier, eine zur indoeuropäischen Sprachfamilie gehörende Gruppe, nach Osten und vermischte sich mit den dort lebenden Nomaden. Damit begann das Zeitalter der Metallverarbeitung im Altai. Zuerst Bronze und Kupfer, später dann auch Eisen.
Der Turk-Stamm der Oiraten (dazu rechnet man auch die Teleuten und Telengeten) besiedelten das Altai. Ihre Kultur hatte mit derjenigen der Nachbarstämme und der in Mittelasien lebenden Steppenvölker grosse Aehnlichkeiten.
Dieser Steppenvölkerkreis, der sich quer durch Mittelasien, durch das südliche Osteuropa und bis ins östliche Mitteleuropa hinein erstreckte, wurde in der vorchristlichen Zeit von nomadisierenden und kriegerischen Reiterkulturen beherrscht. Im östlichen Teil dieses Steppengürtels waren ihre Träger mongolische Völker, die meist unter der Sammelbezeichnung "Hunnen" zusammengefasst werden. Sie bewohnten das Gebiet der heutigen Mongolei bis zur koreanischen Bucht. Den mittleren Teil, das heutige Turkestan, besiedelten indoeuropäisch-mongolische Mischvölker wie Skythen, Sarmaten, Parther und andere, die sich alle zuerst im Hochland des Iran aufgehalten hatten und durch die Einwanderung der Meder und Perser von dort vertrieben worden waren.
Die im Süden an das Steppengebiet angrenzenden Hochkulturen Chinas, Indiens und des Alten Orients standen über den uralten, dem südlichen Rand des Steppengürtels folgenden Handelsweg, der "Seidenstrasse", mit dem Steppenvölkerkreis in Verbindung.
Mitte des 6. Jahrhunderts erfahren wir erstmals von den Turken, den Ahnen der heutigen Altaier.
Es entstand das erste türkische Grossreich, das die nördliche Mongolei bis zum Oberlauf des Jenissej, die Dsungarei, Ost-Turkestan und das Reich Chwärizm umfasste, aber schon sehr bald in eine östliche und eine westliche Hälfte zerfiel.
Der Kern dieser Turken-Vereinigung war das Turkvolk rund um den Altai, das im Jahr 552 n.Chr. seinen ersten Turkvölkerbund schloss, genannt Turkkhanat, dessen Zentrum im Altai und am Fluss Orchon lag. Dieser lockere Völkerbund herrschte in seiner Hochblüte von der koreanischen Bucht bis zum Kaspischen Meer und Nordkaukasus. Im Norden reichten die Grenzen fast bis zum Baikal-See. Die südliche Grenze reichte bis zur Chinesischen Mauer und zum heutigen Tibet.
Zu den bedeutenden Kulturleistungen des Turkkhanat gehört die Entwicklung einer eigenen Schrift, der türkischen Runen, die durch Inschriften in der Gegend des Orchon in der nördlichen Mongolei und des oberen Jenissej überliefert sind. Wie alle diese frühen Staaten Mittelasiens war dieses türkische Reich auf einem Bund verschiedener Nomadenstämme begründet. So war auch hier die Gefahr einer inneren Zersetzung gegeben. Die Türken unterlagen bald dem Einfluss der alten chinesischen Kultur im Südosten ihres Reiches, während sich die westlichen Stämme mit der sesshaften iranischen Bevölkerung vermischten und zu einem grossen Teil ihre nomadische Lebensweise aufgaben.
Das Osttürkische Reich wurde im Jahre 745 von den Uiguren erobert, ebenfalls einem türkischen Volk, während im westlichen Teil das türkische Volk der Karluken einige Jahrzehnte später das Erbe des Reiches antrat. Ausgrabungen in Turfan zeugen von der Blüte der Turk-Kulturen vor und während der Herrschaftszeit der Uiguren. Ihre Religion war manichäisch, und sie haben insbesondere die Malerei gepflegt. Die Uiguren wurden 840 von den Kirgisen verdrängt. Eine weitere Macht begann in dieser Zeit nach Mittelasien vorzudringen: der Islam, der bis heute die vorherrschende Religion im Westteil dieses Gebietes geblieben ist und der mit dem Einbruch der Araber im 8. Jahrhundert auch Indien erreichte.
Im 13. Jahrhundert wurde Altai in das Imperium des Dschingis Khan eingegliedert. Nach dem Mongolensturm tauchten erstmals in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Türken im westlichen Kleinasien auf und schufen das "Osmanische Reich". Um 1400 führte nochmals ein mongolischer Gewaltherrscher, Timur-lenk, seine inzwischen zum Islam übergetretenen Reitervölker von Samarkand nach dem Westen und Südwesten. Er dehnte die Herrschaft nordwärts bis Moskau aus. Südwärts stiess er nach Indien vor, wo er über Persien und Mesopotamien bis nach Europa vordrang; 1401 wurde Bagdad erobert. Nach dem Zerfall dieses Reiches Ende des 14. Jahrhunderts erlangte das Altai-Volk wieder seine Selbständigkeit.
Auch der Zar Iwan III. trat den die Wolga aufwärts heranziehenden Mongolen bewaffnet entgegen. An Stelle der zahlreichen, vom Mongolen-Khan mehr oder weniger stark abhängigen Gross-Fürstentümer trat das Russische Reich. Seit Mai 1992 ist Altai eine Teilrepublik Russlands.
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