Face Music - History: Horsemen – Nomads
      • Geschichte der Reiternomaden




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P & C December 1998
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- last update 03-2016


  • Kirgisen
    - 3. Jahrhundert v. Chr. bis 19. Jahrhundert n. Chr.
    Chakassier
    Kasachen
- Landkarte:


In der Mythologie sind mehrere Erzählungen zur Abstammung dieses Volkes verbreitet:

  • Die populärste ist jene Erzählung der vierzig Mädchen, die durch das Wasser des früher als heilig verehrten Sees Issyk-Köl geschwängert wurden und von denen demnach das Volk abstammen sollte.
  • Eine andere Version berichtet davon, dass die vierzig Mädchen auf grosse Wanderschaft gehen und bei ihrer Rückkehr ihren Stamm nicht mehr vorfinden, weil dieser durch einen Angriff ihrer Feinde ausgelöscht worden war. Sie entwickeln sich zu guten Kriegerinnen, vermehren sich und schaffen auf diese Weise den Stamm der Kirgisen.
  • Einer Sage zufolge soll der legendenhafte Oghus Khan einen Enkelsohn namens Kirgiz Khan gehabt haben, von dem wiederum das Volk abstammen sollte.
  • Ürsprünglich handelte es sich um einen Zusammenschluss von vierzig Stämmen. Dabei hat man aus dem umfangreichen Manas-Epos vierzig Stämme zusammengetragen und namentlich aufgezählt. Das Epos handelt vom Kampf des kirgisischen Volkshelden Manas und seiner Gefährten und Nachkommen im neunten Jahrhundert n. Chr. gegen die Uiguren.

Die Kirgisen stammen wohl ursprünglich aus dem südlichen Altaigebirge. Dort werden sie bereits Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. von den benachbarten Chinesen erwähnt. Verschiedene chinesische Literaten beschrieben das damalige „wilde Bergvolk“ als hellhäutig, mit rötlichen Haaren und hellen Augen. Um etwa 49 v. Chr. zogen sie zum oberen Jenissei und wurden dort Nachbarn der Dingling und Ruan Ruan (diese waren Teil des Reichs der Hsiung-nu), die ihrerseits zur Selenga weiterzogen. Eindeutige Belege aus der kirgisischen Frühzeit sind heute mehr als dürftig.

Erst im 6. Jahrhundert wird die kirgisische Geschichte real greifbar: 560 n. Chr. unterwarf der Göktürken-Herrscher Muhan (regierte 553-572) die Gebiete des oberen Jenissei, und so erschienen die Kirgisen als deren Vasallen. Zu jener Zeit bauten die Jenissei-Kirgisen sogar Eisen und Gold ab, das sie dem Göktürken-Herrscher als Tribut überlassen mussten. In Folge dessen nahmen die kirgisischen Fürsten Kontakte mit der chinesischen Tang-Dynastie auf bzw. sie erbrachten dem chinesischen Herrscher alljährlich Tribute (Pferde). Ihr damaliges Siedlungsgebiet soll sich den chinesischen Chronisten nach im Westen von Hami (Stadt Kumul im Sinkjang - Xinjiang) und im Norden Karaschahrs (damaliges buddhistisches Königreich an der Seidenstrasse am nördlichen Rand der Taklamakan-Wüste im Tarim-Becken) befunden haben.

Die Orchon-Inschriften "Orkhon Runes" aus dem 8. Jahrhundert n. Chr. beschreiben anschaulich einen blutigen Krieg der Göktürken, in dem der angesehene Kirgisen-Herrscher Bars Beg während des Kampfes (711/12) fiel. Ähnliches wiederholte sich 758 n. Chr. mit einer Niederlage gegen die Uiguren, welche die Nachfolge der Göktürken als Steppenvormacht angetreten hatten. Die Uiguren vernichteten ein 50.000 Mann starkes kirgisisches Heer und konnten die Verbindungen zwischen dem Kirgisenreich und dem Tang-China damit unterbinden.

Beim Sturz des Uigurenreiches kamen den Kirgisen ein schwerer Winter (839 n. Chr.) und mehr noch ein uigurischer Überläufer zu Hilfe: General Külüg Bagha lief 840 n. Chr. zu ihnen über, und zusammen mit dem Fürsten Uje Khan († 847 n. Chr.) aus dem Jaglaqar-Klan wurde das Uigurenreich in der heutigen Mongolei beseitigt; die Reste der Uiguren flüchteten südwärts. Die Kirgisen stiegen danach eine Zeit lang zur Hauptmacht Zentralasiens auf und sandten einige Gesandtschaften nach Tang-China. Ihr Machtbereich umfasste die Gebiete zwischen Lena, Irtysch, Baikalsee bis an den Tian Shan. Das Zentrum waren nach 840 n. Chr. die Tannu-Ola Berge zu Tuwa - in dem einstigen Uigurenreich bzw. der heutigen Mongolei sahen sie und ihre Nachfolger nur ihr „Hinterland“. Doch konnten die Kirgisen ihre neue Macht nicht voll nutzen, da der Tang-Herrscher nicht gewillt war, den kirgisischen Adel mit chinesischen Titel aufzuwerten. Obwohl zeitgenössische türkische Darstellungen von Nomadentum reden, haben Ausgrabungen ergeben, dass neben kleineren Städten auch Bergbau, Ackerbau und Bewässerungssysteme bestanden und ihnen auch eine Runen-Schrift und Strassenbau zugeschrieben werden können. Ferner fand man byzantinische Münzen am Altai. Sie gehören zum sunnitischen Islam. Dennoch ist das kirgisische Grossreich vergleichsweise schlecht dokumentiert. Bereits 924 n. Chr. wurde es von den Kitan des Apaoka Khan (gest. 926 n. Chr.) überrannt und das Volk auf sein eigentliches Stammland am Jenissei zurückgedrängt. Während des 10. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Kirgisen von den benachbarten Tungusen (Ewenken) nach Süden und ins Tianshan-Gebirge gedrängt. Dort hatten sich bereits seit Ende des 8. Jahrhunderts n. Chr. einige Kirgisen-Klans im Bunde mit den Karluken am Ost-Tianshan angesiedelt.

In den Jahren 1207/8 n. Chr. unterwarfen sich die kirgisischen Fürsten (Yedi, Inal, Aldi'er, Örebek Digin) den Mongolen von Dschingis-Khans Sohn Dschudschin, rebellierten aber bald. Das Volk der Kirgisen wurde nach mehreren Rebellionen im Verlauf des 13. Jahrhunderts n. Chr. von den Mongolenherrschern aufgelöst, zum Teil 1293 n. Chr. in die Mandschurei deportiert, sie verloren ihre Runen-Schrift und den wenigen Ackerbau. Die Kirgisen nahmen nun das Nomadentum der Mongolen auf. Geringe Reste zogen wahrscheinlich auch 1220 n. Chr. im Heer von Dudschudschin nach Mittelasien an das Tianshan-Gebirge, wo sie noch heute leben. Dort entstand in Verschmelzung mit den Mongolen und verschiedenen Turkstämmen das Volk der Kara-Kirgisen. Nach und nach erhielten sie Zuzug von den im Jenissei-Raum verbliebenen Gruppen. So erreichten 1469 n. Chr. (unter Ababartsi Chinsang) und 1702 n. Chr. grosse Gruppen im Gefolge der Oiraten den Tianshan. Die am Jenissei lebenden Gruppen der Kirgisen machten Anfang des 15. Jahrhunderts unter Ugechi (um 1402/03 n. Chr.) und seinem Sohn Essekü († 1425) noch einmal von sich zu reden, allerdings nur in von späteren mongolischen Geschichtsschreibern verworren überlieferten Kämpfen, welche letztlich die Oiraten dominierten. So geht die Ermordung eines mongolischen Khans namens Elbek (1399 oder 1401/02 n. Chr.) auf Ugechis Konto.

Doch bereits im 15./16. Jahrhundert wurde der Name Kirgisen vor allem von jenen Steppennomaden wieder belebt, die später als Kasachen bekannt wurden. Die Kara-Kirgisen standen in einem lockeren Bündnis mit den Kasak-Kirgisen. (Als „Kasak-Kirgisen“ wurden die Steppennomaden und als „Kara-Kirgisen“ die Bewohner des Berglandes bezeichnet). In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts n. Chr. kämpften sie gegen den Tschagatai-Khan Abdur Raschid und dessen Sohn und unternahmen einige Raubzüge gegen Städte wie Taschkent.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts n. Chr. kam es zur Konfrontation mit den nach Sibirien vordringenden Russen, und die Fürsten Ischej, Tabun und Ischinej überfielen regelmässig Krasnoijarsk (1628 gegründet) und andere russische Siedlungen.
Als sich die Oiraten um 1640 n. Chr. unter Führung der Dschungaren neu formierten, gerieten die Kirgisen wieder in mongolische Abhängigkeit und setzten ihre Angriffe mit deren Unterstützung fort. Letztlich blieben sie nach Niederlagen 1640-42 und 1679 n. Chr. erfolglos. Nach dem Untergang des Oiratenreiches kamen die Kirgisen formal unter russische Oberhoheit. Doch lag die Macht noch bei den Klan- und Stammesfürsten.

Mitte des 18. Jahrhunderts stritten sich Russland und China um verschiedene Grenzgebiete. So konnte das chinesische Kaiserreich seinen Einfluss schliesslich bis an die Südufer des Balchaschsees ausdehnen, als es 1757 n. Chr. die Dsungarei und das Siebenstromland besetzten. Doch zwischen den Jahren 1864 und 1876 n Chr. endete die chinesische Vorherrschaft in dieser Region. 1864 n. Chr. begann das zaristische Russland, die westturkestanischen Gebiete zu unterwerfen, was bis 1876 n. Chr. abgeschlossen war. Doch bereits 1898 n. Chr. erhoben sich die Kirgisen gegen die Ansiedlung russischer und ukrainischer Siedler. 1916 n. Chr. nahmen die Kirgisen an verschiedenen Aufständen in Turkestan teil.

  • Im 17. Jahrhundert bildete das heutige Chakassien das Zentrum der Gebiete der Jenissei-Kirgisen, die damals Vasallen verschiedener mongolischer Herrscher waren. Auf den Abzug der Kirgisen folgte die russische Eroberung, und es begann ein Zustrom russischer Agrarsiedler. Um die Minussinsker Minen entstand seit den 1820ern ein industrielles Zentrum. Nach dem Sieg der Sowjetmacht kam es 1923 n. Chr. zur Gründung eines nationalen Okrugs der Chakassen, der 1930 n. Chr. den Status einer autonomen Oblast erhielt. Die chakassische Sprache gehört zur Gruppe des Turkotatarischen, welche die ethnischen Gruppen Biltir, Sagai, Qatscha, Xoibal und Xyzyl umfasst. Ihre traditionelle Wirtschaft war nomadische Viehzucht, teils auch Ackerbau, Jagd und Fischfang. Die Biltir waren auf das Schmiedehandwerk spezialisiert.

  • Kasachen: Der Name „Qazaq“ (auch Kazak geschrieben) ist türkischen Ursprungs und wird heute mit „Unabhängiger“ beziehungsweise mit „Steppenreiter“ übersetzt. Die Kasachen werden bis heute in drei „Jüz“ oder auch Horden (Schus) unterteilt: in die Kleine Horde (Kisi Jüz), die Mittlere Horde (Orta Jüz) und die Grosse Horde (Uli Jüz).

    – Um die Entstehung dieser Schus ranken sich etliche Legenden:
    1. In einigen kasachischen Chroniken wird die Entstehung der Schus in das 13. Jahrhundert des Dschingis Khan gelegt.
    2. Laut anderer Quellen entstanden die Schus im 15. Jahrhundert, als Timur-j Leng die Kyptschak Horde unterwarf.
    3. Andere Aufzeichnungen führen die Bildung der Schus bewusst in die vormongolische Zeit zurück: damit wären diese dann hauptsächlich göktürkischer Herkunft und wesentlich älter als das eigentliche kasachische Volk.

Durch die Bildung der Schus oder der Horden hat sich die kasachische Gesellschaft über mehrere Jahrhunderte hinweg entwickelt und weiterentwickelt. Die Schus werden auf der Grundlage der natürlich-geographischen Faktoren begründet. Damit entsprechen sie bis heute der nomadischen Lebensweise und ihren Traditionen, unter anderem der Sippen- und Stammesbeziehungen untereinander. Sie sind also als Stammesbünde anzusehen, die ja auch die mongolischen Horden waren. Doch waren die Schus nicht nach dem Verwandtschafts-, sondern nach dem Territorialprinzip gebildet und unterscheiden sich dennoch nicht von ihrem Aufbau, sondern nach Dialekt und Geltungsgebiet. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass sich über ihre Grenzen hinaus noch zwei weitere Unterteilungen nachweisen lassen: die „Koscha“ (kasachisch: Koja, türkisch Hoca [deutsch Hodscha]) und die „Tore“ (kasachisch: Töre), die den mongolischen Erbadel unter den Kasachen bilden. Die Koscha galten als die Vertreter der Geistlichkeit (und als Nachfahren des Propheten Mohammed) und die Tore als die unmittelbaren Nachfahren des Dschingis Khan. Nur Angehörige der Tore („Bewahrer“; vom alttürkischen Wort Törü [das althergebrachte, ungeschriebene Gesetz der zentralasiatischen Völker]) durften zum Khan gewählt werden. Jeder Kasache muss bis heute die Geschichte seines Stammes und seiner Sippe bis in die siebte Generation vor ihm zurückverfolgen können; damit wird sichergestellt, dass die alten Stammes- und Sippentraditionen auf Dauer überleben. Die grosse Mehrheit der Kasachen spricht Kasachisch - das ist eine der Turksprachen und weist somit zahlreiche Gemeinsamkeiten mit Türkisch, Kirgisisch, Usbekisch, Turkmenisch oder Aserbaidschanisch auf. Die Kasachen sind überwiegend sunnitische Muslime. Eine Einflussnahme erreichte die Kasachen im 8. Jahrhundert n. Chr., nachdem die Araber nach Zentralasien gekommen waren, wobei sich der Islam vom heutigen Turkmenistan aus nach Norden ausbreitete und schliesslich das heutige Kasachstan erreichte. Ebenso bewegte die Missionsarbeit der Samaniden (entstammten aus einer altiranischen Priesterfamilie) zahlreiche Kasachen zur Konversion. Im 14. Jahrhundert n. Chr. verbreitete die Goldene Horde (Bezeichnung für ein turkomongolisches Teilreich in Osteuropa und Westsibirien) den Islam im grossen Umfang und erreichte so die Mehrzahl der Kasachen sowie andere zentralasiatische Völker. Endgültig angenommen wurde der Islam erst im 19. Jahrhundert n. Chr., als Kasan-Tataren bei ihnen erschienen, die als Händler und Dolmetscher der russischen Zaren tätig waren. Anzumerken ist aber auch, dass der Sufismus sowie die zahlreichen schamanischen Praktiken in der kasachischen Kultur weiterhin verankert blieben. Während der Zeit der Sowjets hatten es die kasachischislamischen Verbände – ebenso wie andere religiöse Institutionen – ziemlich schwer und überlebten nur in den Gebieten, wo die Kasachen zahlenmässig dominierten. Damit wurde bewirkt, dass zahlreiche Kasachen sich vom Islam abgewandt haben. Das Interesse der Kasachen am Islam stieg erst nach dem Zerfall der Sowjetunion in den 1990er Jahren.

Einst gehörte das Stammgebiet der Kasachen zum Herrschaftsgebiet des Orda Khans, einem Enkel Dschingis Khans, und dessen Horde. Das eigentliche Volk der Kasachen entstand zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert n. Chr., als die mongolische Oberschicht begann, in der turkvölkischen Vorbevölkerung aufzugehen. Ihre unmittelbaren Vorfahren sind unter anderem die Kimek und die Naimanen (in der Mittleren Horde, insbesondere im Osten des Landes – ein Teil vermischte sich mit den Kirgisen und Usbeken), wo noch einige Volksteile der alten Türgesch (On Onks, Onoq – Zehn Pfeile), Tshigil (trennten sich im 6. Jahrhundert n. Chr. von den Kyptschaken) und der Jenissei-Kirgisen hinzu kamen. Im 14. Jahrhundert n. Chr. wird erstmals die Qazaq Orda, die „Kasachische Horde“, erwähnt. Diese waren Teil einer sich bildenden Stammesföderation, die sich später als „usbekisch“ titulieren sollte. Die eigentlichen Kasachen formierten sich dann gegen 1456 n. Chr. als Abspaltung von dem gerade erst gegründeten Usbekenreich. Und zwar lösten sich Janibek und Kerei, Söhne Boraq Khans († 1428), von der Weissen Horde (Orda Horde) von Abu'I-Chairs vom Usbekenreich ab, da sie ungebunden bleiben wollten, und begründeten ein eigenes Khanat. Aufgrund der vielen Gemeinsamkeiten mit den benachbarten Kirgisen und Tataren wurden die Kasachen vielfach auch als Kasak-Kirgisen beziehungsweise als Kasak-Tataren bezeichnet - die eigentlichen Kirgisen führten den Namen „Kara-Kirgisen“. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches waren die Kasachen in der Alasch Orda (kirgisischen Autonomie) vereinigt und nach dessen Zerschlagung gehörten sie der Turkestanischen SSR an. Dort waren sie im „Kasak-Kirgisischen Autonomen Gebiet“, zusammengefasst.

Februar - Juli 2009 – Albi - Revidiert von Hermelinde Steiner – Jänner 2010
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