Eine 400jährige Herrschaft der Völker der Westmongolen nahm mit einer Vierer-Allianz (Dörböd Oirats = 4-Oiraten) ihren Anfang: mit den Dürbeten (Dörböd, Dörbet), Dschungaren (Jüün Ghar Ölöt, Eleuths), Choschuten (Khoshuud, Khoshut) und Torguten (Torghuud, Torgut).
Die Fürsten der vier Stämme beriefen sich zum Teil auf eine unterschiedliche Herkunft. Die Anführer der Jüün Ghar, Dürbeten und Khoit waren alle verwandt - ihr Klanname war Khoros; die Führer der Khoshuud beriefen sich auf ihre Abstammung von Jochi Qasar, einem Bruder Dschingis Khans, und die Torguten-Führer sogar auf die alten keraitischen Khane. Mitunter werden noch die von den Dürbeten abhängigen Khoit erwähnt sowie die Allianzen mit Nachbarstämmen wie den Zachatschin, Bajiden, Mangiten und Darchat und den Turkstämmen wie den Urianchai, Telenguet und Schors. Sie lebten in transportablen Rundzelten (Ger Jurte) und wanderten mit ihren Herden (Pferden, Kühen, Schafen und Kamelen) durch die Steppen (Grasland zwischen dem Balchaschsee und dem Baikal sowie den Steppen im mongolischen Raum (Innere und Äussere Mongolei)) - so wie ihre Vorfahren. Sie wurden unter Dschingis Khan mit den Stämmen der Keraiten (diese siedelten seit dem 3. und 5. Jahrhundert n. Chr. zwischen dem Orchon und Kherlen Fluss), der Naimanen (Stamm der Sekiz-Oghusen) und der Merkiten (siedelten im südöstlichen Sibirien) vereint. Natürlich gehörten dazu auch die Stämme der Ostmongolen, die Khalka, Chahar (Tschachhar) und Türmed, die lange unter der Mandschu-Herrschaft zu leiden hatten.
- Die Torguten zogen unter Khu-Urluk (1616-1643 n. Chr.) Anfang des 17. Jahrhunderts n. Chr. durch ganz Zentralasien bis hin zur Wolgamündung und verschoben eine Zeit lang das Machtgleichgewicht in Osteuropa. Erst 1771 n. Chr. zog ein Teil wieder zurück ins Iligebiet. Die Torguten, vor allem jene, die damals an der Wolgamündung zurückblieben, sind heute besser unter dem Namen Kalmücken bekannt.
- Ihnen folgten die Dürbeten unter Dalay (gest. 1637 n. Chr.), Dayan Ombo u.a. und ebenso eine eigenständige Choschuten-Gruppe unter Khundelen (gest. 1648 n. Chr.) und seinem Neffen Ablay (gest. 1672 n. Chr.). Sie werden in Sibirien bzw. am Ural vermerkt und agierten dort wiederholt mit den Dürbeten gegen die Torguten und andere Nachbarn.
- Die Choschuten machten sich unter Gurschri Khan ( 1655/56) hauptsächlich als Verbündete der Gelben Kirche auch in Tibet breit, bis sie diese Machtstellung 1717 n. Chr. wieder verloren und 1723 n. Chr. an China angeschlossen wurden.
- Urianchai: Frühe Siedler am Oberen Jenissei werden von den Chinesen ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. erwähnt. Teile wanderten aus dem ostsibirischen, mandschurischen und Altai Raum ein und bildeten einen Stamm, den man allgemein Urianchai nannte (Name dürfte von den Mandschu-Vorgängern, den Jurchen, übernommen worden sein). Fraglich bleibt doch der Hinweis auf eine samojedische Abstammung: eher dürfte die heutige Bevölkerung aus der mandschu-tungisischen, mongolischen und alt-türkischen Völkergemeinschaft abgeleitet werden. Sie sind auch mit den Dywa im Altai, die in der Westmongolei und China-Altai leben, verwandt. Sie waren Nomaden und Viehzüchter wie alle Turkstämme. Darüber hinaus sind sie stark von der mongolischen Kultur beeinflusst und praktizieren Schamanismus; sie sind aber auch dem Buddhismus verpflichtet. In der Region sind Bodenschätze vorhanden, und es ist eine frühzeitliche Eisenverarbeitung bekannt. Im Quellbereich des Jenissei leben heute noch Rentiernomaden (tungisischer Abstammung) auch als Jäger (Wald-Nomaden).
Ausgrabungen im Tal des Todes bei Turan haben ergeben, dass hier schon die Skythen gesiedelt hatten (6. und 5. Jahrhundert v. Chr.).
Im 13. Jahrhundert n. Chr. wurde das Gebiet von Dschingis Khan erobert und kam später unter die Herrschaft der Yuan-Dynastie (Kublai Khans). Im 16. und 17. Jahrhundert standen sie unter den Oiraten, den Weststämmen der Mongolen, dem Khotgoit Stamm und unter dem Altan Khaganat (den Khalka-Fürsten). Im Laufe der Geschichte herrschten auch die Uiguren und Kirgisen über dieses Gebiet, ehe die Bevölkerung 1757 Teil der Qing-Dynastie des chinesischen Kaiserreichs wurde.
Während innenpolitischer Unruhen spaltete sich das damals als Äussere Mongolei (Uliassutai, heutige Mongolei) bezeichnete Gebiet, zu dem auch die Provinz Tannu-Urjanchai gehörte, von China ab. Unterstützt durch das zaristische Russland, bildete sich eine separatistische Bewegung, die 1912 die Unabhängigkeit Tannu-Tuwas proklamierte. Zwei Stämme südlich des Tannu-ola Gebirges blieben jedoch unter mongolischer Herrschaft mit Sitz in Urga (heute Ulaanbaatar).
- Burjaten zählen zu den am nördlichsten siedelnden Stämmen der Mongolen, wobei ihr Siedlungsgebiet in Transbaikalien (östliches Sibirien) liegt. Sie waren gleichfalls Nomaden und Viehzüchter, wie die Tungusen (Ewenken), die hier siedelten, und die mongolischen Nachbarstämme, die Khalka und Oiraten. Ihr Gebiet rund um den Baikal wurde um 1689 und 1728 n. Chr. ins russische Reich integriert, und sie waren damit tributpflichtig. Es begann eine starke Russifizierung, vorab um den Baikalsee und in der Olchon Region; vornehmlich mit Ackerbau. Auch der Einfluss des tibetischen Buddhismus fand Einzug.
- Daur Dahur: Sie waren während der Qing-Dynastie umgezogen, lebten ursprünglich in Transbaikalien am oberen Amur und der inneren Mongolei. Die Daur waren streng hierarchisch in Clans strukturiert. Bei der Heirat zog der Bräutigam zur Familie der Braut und hatte keinen Besitzesanspruch. Jede Familie hatte ihren eigenen Schamanen. Die Mongolisch sprachigen Daur sind ebenfalls direkte Nachfahren der Kitan in China in der Region Sinkiang und in Pakistan.
Die Stämme siedelten ursprünglich im Dschungarischen Becken (der Dschungarei; Xingjiang Sinkiang) und in der Amdo Region am Gelben Fluss und dem Jangtse Jiang. Ihre Sprache und Kultur teilten sie mit ihren östlichen Nachbarn, den Khalka. Zu Zeiten Dschingis Khans waren sie ein westmongolischer Stamm, der als Stammeskonföderation vom 12. bis zum 18. Jahrhundert n.Chr. weite Teile Zentralasiens kontrollierte. Jeder Stamm regierte in sich autonom mit einem Noyon (Prinzen), der gleichzeitig auch der Chief Tayischim (Häuptling) war.
Ein Teil der Stämme der Oiraten lebte am oberen Jenissei von Jagd und Weidewirtschaft. Bei der Bildung der Zentralmacht der Mongolei 1206 n. Chr. unterwarfen sich Verbündete des Jamukha Gurkhan dem Föderationsführer Hutuha Beki, dem Dschingis Khan, und halfen in mehreren Kämpfen und mit Verhandlungen, diese Wald- und Hirtenvölker in der Taiga bis hin zum Irtysch (1207-1208 n. Chr.) in diese Zentralmacht einzubinden. Zum Dank verheiratete Dschingis Khan zwei Prinzessinnen mit zwei Söhnen Hutuhas. In der Folge hatten die Oiratenfürsten aufgrund dieser Heiratsbeziehungen einen besonderen Status unter den vereinigten "Mongolenstämmen" inne. Um 1400 n. Chr. siedelten die Oiraten als Pferdezüchter auch im mongolischen Altai.
Nach Abzug der Mongolen aus China (Innere Mongolei - Ende der Yuan-Dynastie 1368 n. Chr.) übernahmen die Oiraten in schwer zu entwirrenden Konflikten (u.a. Tod des Ostmongolen-Khans Elbeg) kurz nach 1400 n. Chr. eine führende Rolle bei den Mongolenstämmen. So setzte der Oiratenführer Batula (auch: Mahamu) beispielsweise den Khan Delbeg (regierte 1411-1414/15 n. Chr.) in sein Amt ein. Batulas Machtentfaltung war aber dem Ming-Kaiser Yung-lo ein Dorn im Auge, so dass er 1414 n. Chr. gegen ihn zu Felde zog. Batula (Mahamu) floh zum Fluss Tula (Ulaanbaatar), wo er getötet wurde. Den Aufstieg der Oiraten erschütterte das nur kurz. Sein Sohn Toghan und dessen Sohn Esen Taiji behaupteten einen Einflussbereich vom Ili Fluss (wo man mehrmals erfolgreich gegen die Tschagatai-Khane *Ostmongolen* zu Felde zog) bis zur Grenze Chinas. Bei den Ostmongolen (Dschingisiden) blieb kaum mehr als die nominelle Herrschaft über die Mongolei, und schon Toghan Taiji soll versucht haben, sich kurz vor seinem Tod 1439 n.Chr. sich selbst zum Khan zu machen. Im Jahr 1449 n. Chr. gelang Esen Taiji die Gefangennahme des Ming-Kaisers Zhengtong nach einem Sieg bei Tumu (Stadt in der nördlichen Schangsi Shanxi Provinz). Er konnte seinen Erfolg aber nicht weiter ausnutzen und musste sich mit einem Lösegeld begnügen. Danach forderte Esen Taiji den nominellen Mongolen-Khan Toyto Bugha (seinen Schwager, regierte 1439-1452 n. Chr.) auf, seine Nachfolge zugunsten der Oiraten zu regeln. Der weigerte sich, bezahlte aber schliesslich den Stammeskrieg mit seinem Leben, so dass sich Esen Taiji (obwohl kein Ostmongole, Dschingiside) nun sich selbst zum Khan machte. Aber schon 1455 n. Chr. beseitigten ihn die Oiraten in einer inneren Auseinandersetzung. Esen Taijis Nachfolger war gemäss dem Tarik-i-Rashid sein Sohn Amasandji. Aber die Oiraten scheinen zur dieser Zeit trotz äusserer Erfolge (grosser Sieg über die Usbeken 1456/57 n. Chr., ein weiterer über den Tschagatei-Khan Yunus Ostmongolen) den familiären beziehungsweise den inneren Zusammenhalt verloren zu haben. Jedenfalls siegten ca. 1468 n. Chr. unerwartet die Vertreter der nominellen Khane (vgl. Manduchai), und die Oiraten zogen unter verschiedenen Anführern in mehrere Richtungen auseinander. Unter Batu-Möngke-Dayan-Khan (regierte ca. 1470-1524 n. Chr.) erneuerte sich dann die Dschingisiden-Herrschaft (Ostmongolen). Eine Reihe von Niederlagen gegen die Westmongolen-Fürsten folgte, und sie wurden schließlich vom Sitz in Karakorum in die Kobdo Region im Nordwesten der Mongolei gedrängt. Altan Khan von den Dürbeten 1552 ff., Abdai Khan von den Khalka 1577 ff. n. Chr. stellten die Oiratenstämme Ende des 16. Jahrhunderts n. Chr. vor die Alternative der Unterwerfung oder Abwanderung. Ein Epos, "The Route of Mongolian Sholui Ubashi Khong Tayiji," erzählt vom letzten Sieg der Oiraten über den ersten Khan des Altan-Khanats (um 1587 n. Chr.). Viele ihrer Anführer lebten zu dieser Zeit am Irtysch verstreut, und ca. 1603 durchstreiften ihre Spähtruppen bereits das Land bis zum Khanat Chiwa am Aralsee. Interne Streitigkeiten bei den Ostmongolen-Fürsten gaben den Oiraten zwar noch einmal Luft und sie konnten sich 1606, 1623 und 1628/9 n. Chr. siegreich gegen die Khalka (Ostmongolen) behaupten, aber die Abwanderung war unumkehrbar geworden.
Um 1615 nahmen die Oiraten den tibetischen Buddhismus an, so dass selbst die Torguten-Aristokratie im Westen buddhistisch wurde und ihre Söhne in Klöster bzw. bis nach Tibet schickte. Zum Beispiel pilgerte der Torguten-Prinz Daichin zwei Mal nach Tibet. Auch studierte Zaya Pandita (1599-1662 n. Chr.), ein Adoptivsohn des Choschuten-Taijis Baibagas, ab 1616 n. Chr. in Tibet und verbreitete nach seiner Rückkehr 1639 n. Chr. durch seine Reisen den Buddhismus unter den Stämmen.
- Im 17. Jahrhundert entwickelte Zaya Pandita, ein Gelug-Mönch vom Stamm der Khoshut, einen neues, als Todo Bichig (reine Schrift) bezeichnetes Schriftsystem für die Oiraten. Dieses System wurde auf der Grundlage der älteren mongolischen Schrift entwickelt, verfügte aber über ein ausgefeilteres diakritisches System, um Lesefehler zu vermeiden; darüber hinaus spiegelte es einige lexikalische und grammatikalische Unterschiede zwischen der Sprache der Oiraten und der mongolischen Sprache wider.
Einige Oiraten in China verwenden, neben der mongolischen Schrift, immer noch Todo Bichig als ihr vorrangiges Schriftsystem.
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